Der neueste Film des Regisseurs Werner Herzog - “Nosferatu”- hat auf den ersten Blick mit den Quiche-Indianern aus Guatemala und tibetanischer Musikkultur gar nichts Gemeinsames. Aber das ist nur der erste Eindruck.
Die Musik des Münchener Komponisten Florian Fricke zu diesem Film beinhaltet Strukturen und Elemente der fernöstlichen musikalischen Tradition, z.B. aus Tibet. Sie wird vom Ensemble des Komponisten interpretiert, das ‘POPOL VUH’ heißt.
Der Name der Gruppe bedeutet auf indianisch ‘Buch des Rates’ und ist eine Heilige Schrift der bereits erwähnten Ureinwohner aus Südamerika. Der Komponist Florian Fricke, Jahrgang 1944, veröffentlichte seit 1970 im In- und Ausland auf 14 LP’s seine musikalischen Kreationen. Seit 1972 arbeitet er mit Werner Herzog zusammen, für dessen Filme ‘Aguirre, der Zorn Gottes’ und ‘Herz aus Glas’ er die Soundtracks schrieb. Interessant ist die Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Komponist aus dem Film ‘Nosferatu’: Florian Fricke bekommt das Drehbuch und schreibt mehrere Kompositionen, die dann Werner Herzog noch vor dem Schneiden des Films anhört, um erst dann eine Anpassung der Musik mit dem richtigen Filmschnitt zu versuchen.
Beide Künstler kennen sich sehr gut, und Herzogs Streben nach “neuen Sehen” sucht Verbindung zu Fricke Bemühungen nach “neuem Hören”. Seit mehr als neun Jahren besteht die Gruppe “POPOL VUH”. Sie hat folgende Mitglieder: F.Fricke (piano), Daniel Fichelscher – er lebt auf den Insel Paros, Griechenland (Gitarre), Djong Yun – eine Koreaner aus Berlin, Alois Gromer Sitar) und Ted de Jong aus Holland (Tamboura). Für den Soundtrack “Nosferatu” wirkten noch mit: Bob Eliscu, ein Rumäno- Amerikaner, Solo-Oboist der Münchener Philharmoniker, und ein Münchener Kirchenchor.
Wenn auch die Musiker weit auseinander wohnen, klappt das Zusammenspiel. Seit Jahren proben sie zusammen, und kurz vor den Aufnahmen trifft sich das Ensemble, um intensiv und konzentriert neue Kompositionen einzustudieren.
Es wäre falsch, die Musik dieser Gruppe, weil sie gerade zu so einem Horror-Film wie ‘Nosferatu’ geschrieben wurde, als Horror-Musik zu bezeichnen. Es ist keine Schreck- oder Spukmusik. Sie soll einkreisen, eindringen, “breite Wirkung im Körper” auslösen. Der Autor wollte keine Musik schreiben, die das Klischee des Grauens, der Angst und des Schocks noch unterstreicht. Florian Fricke hat übrigens gerade, zusammen mit Ärzten und Therapeuten, eine “Arbeitsgemeinschaft für schöpferischen Gesang gegründet.