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Source: Bravo, nr.37, 1973-09-06
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Popol Vuh - Ihr Studio ist ein Kirche

Popol Vuh ist die wohl ungewönhlichste deutsche Rock-Gruppe. Während andere Bands ihre Platten im Studio aufnehmen, ging sie dazu in eine 200 Jahre alte Kirche. BRAVO war dabei und hörte andächtig zu.

Es ist ein herrlicher Sommertag. Warm scheint die Sonne auf die Stiftskirche Baumburg. Sie liegt zehn Kilometer nördlich vom Chiemsee, stammt aus dem Jahr 1757 und gilt als eine der schönsten Barock-Kirchen Bayerns. Hier will die Münchner Gruppe Popol Vuh ihre vierte LP ‘Seligpreisung’ aufnehmen.
Ein paar Freunde sind gekommen, sitzen still auf den harten Holzbänken, hören zu, was Florian Fricke (Klavier), Klaus Wiese (Tamboura), Conny Veit (Gitare) und Danny Fichelscher (Gitarre) spielen. Leise klingt die Musik durch den Raum, wird lauter, verstärkt durch den Boxen, füllt den Raum, klingt nach draußen, mischt sich dort mit dem Gesang der Vögel. Ein paar Touristen bleiben erstaunt stehen und mit meterlangen Kabeln, Mikrofonen und einem Mischpult den sakralen Raum in ein Tonstudio verwandelten.

Pfarrer Saßnauer hat sich daran gewöhnt. Er hat auch die Kirche für die Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Schon die zweite LP von Popol Vuh ‘In den Gärten Pharaos’ entstand in der Stiftskirche. Damals allerdings experimentierte Florian Fricke noch mit dem Moog-Synthesizer. Immer noch sind Florians Kompositionen leise. Jetzt allerdings verzichtet Florian weitgehend auf technische Tricks, arbeitet mit klassischen Instrumenten, und seine Kompositionen sind durchsichtiger geworden.
In der Stiftskirche Baumburg nimmt er seine Platten am liebsten auf, weil die Raumakustik gut ist und die Atmosphäre stimmt. “Wir können uns dort leichter in die richtige Stimmung versetzen”, erzählte er. “Für mich ist die Musik eine Form des Gebetes”.